Herumgesprochen hat es sich inzwischen bei allen: Ab heute kostet die Amazon Prime Mitgliedschaft mehr, dafür bekommt man Zugriff auf die Streamingangebote von LoveFilm. Als wenn das mal so einfach wäre. 

Weil: Amazon ist in Sachen Hardware schon wählerisch.

Erster Versuch: Mein Fernseher. Das ist ein Smart-TV mit einer Android-Box. Mit der kann ich problemlos YouTube-Videos in Full HD gucken oder die Filme aus dem Play Store von Google. Für alle erdenklichen Videoportale gibt es eine App, sogar Weiland Flashplayer ist dort installiert.

Du kannst hier kein Video gucken.

Du kannst hier kein Video gucken.

Ich klicke mich per Browser zum Angebot und: Nö, sagt Amazon.

Ich suche im Play Store nach einer App und finde eine: Amazon Instant Video-Google TV. Leider mit dem Hinweis, dass diese App mit keinem meiner Geräte kompatibel ist. Was augenscheinlich daran liegt, dass sie für Google-TV gedacht ist.

Auch hier gibt es kein Video für Dich.

Auch hier gibt es kein Video für Dich.

Ok. Google-TV hat sich eher nicht durchgesetzt, Logitech bezeichnete die Kooperation mit Google sogar als den größten Fehler der Unternehmensgeschichte. Dennoch ist es ein Androidsystem auf Hardware, die auch in Smartphones  zum Einsatz kommt. Jedoch haben alle per Google auffindbaren Bastler, die das Installationspaket der Android App in die Finger bekamen und auf anderen Androiden lauffähig machen wollten, irgendwann letztes Jahr das Handtuch geworfen.

Amazon selber gibt sich nicht eindeutig zur Frage, ob noch eine echte Android-App kommen wird, wie Cashy schreibt. Also rechnen wir mal eher nicht damit. Schade, dachte ich, ich hab ein Smart-TV und ein Tablet mit HDMI-Anschluss, und kann beide nicht für Amazons Instant Video nutzen.

Welche mobilen Devices wären denn zulässig? Amazon ist da auskunftswillig:

  • Apple TV
  • diverse iPhones
  • diverse iPads
  • etliche Kindle Fire Tablets

Wow. Der Großteil der Geräte hat keinen HDMI-Ausgang, auf einem 7- oder 10-Zoll-Display einen Blockbuster mit der ganzen Familie zu gucken ist im Wortsinn großes Kino.

Also versuche ich es mit dem PC – mein Notebook hat schließlich auch einen HDMI-Ausgang. Doch auch Chromium unter Linuxmint bekommt die Fehlermeldung, dass ich auf diesem Gerät keine Videos sehen könne.

„Stimmt nicht, ich kann hier alle Videos sehen, nur Eure wollt Ihr mir nicht zeigen!“

Wieder frage ich Google. Was ich brauche scheint das Silverlight-Plugin von Microsoft zu sein. Silverlight, das war Microsofts Anwort auf den Flash Player.

Auch Silverlight ist ähnlich Google-TV nicht gerade ein lebendiges System. Auch unter Windows hatte ich das Plugin noch nie installiert, spätestens durch HTML 5 wurde es eigentlich überflüssig. Und das, obwohl Microsoft zusammen mit Apple sogar den Vorwürfen entgegentreten wollte, dass Silverlight wieder was proprietäres sei. Im Mono-Projekt wurden Portierungen nach Linux und OSX vorbereitet – die am Ende nur bei OSX ankamen.

Doch auch Moonlight aus dem Mono-Projekt, die Implementierung von Silverlight unter Linux, kam nicht über eine halbfertige Version kompatibel zu Silverlight 4 hinaus und flog inzwischen aus den meisten Linux-Repositories wieder raus. Amazon braucht mindestens Version 5.1.

Schließlich fand ich Hinweise auf das Pipelight-Projekt.

Unter Linux wird seit einer halben Ewigkeit an WINE gearbeitet. Das ist die Abkürzung für WINdows Emulator. WINE gibt mir die Möglichkeit, bislang zwar nicht viele, aber doch einige Windows-Programme quasi direkt unter Linux laufen zu lassen.

Pipelight ist ein Projekt, mit dem es möglich ist, ein Plugin in Linux-Browser zu integrieren, das im Hintergrund das „echte“ Silverlight von Microsoft unter WINE laufen lässt. Klingt kompliziert, ist es aber am Ende nicht.

Die Installation ist hier oder hier in mehr oder weniger vielen Schritten erläutert. Unter Linuxmint 16 war der erste Link, der sich auf Ubuntu bezieht, ausreichend.

Nach der Installation versuchte ich den Zugriff auf das Video es erneut – und wieder bekam ich die Meldung, dass mein Gerät kein Video zeigen könne. Nun wissen wir alle, dass der Gerät nicht schläft, also muss das Quatsch sein.

Meine erste Vermutung war schon die richtige: Amazon gibt diese Meldung dann aus, wenn der Browser nicht unter Windows oder OSX läuft.

Der User Agent Switcher

Das Plugin macht aus Firefox unter Linux einen MSIE

Da gibt es aber zum Glück etwas von Ratiopharm für Firefox. Es nennt sich User Agent Switcher und ist ein Plugin, mit dem man Firefox sagen kann, dass er sich eine Maske aufsetzen und allen Servern gegenüber behaupten soll, er sei ein MSIE.

Ton auf den HDMI-Ausgang legen

Ton auf den HDMI-Ausgang legen

Und siehe da: Ich konnte die Videos gucken. Alle. Bei der Übertragung per HDMI auf den Fernseher fehlte mir zwar erst noch der Ton (der kam nur aus dem Notebook), aber das lässt sich einstellen. Der HD-Fernseher ist zunächst nur ein zweiter Bildschirm und bedient das zweite Desktop. Das ist kein Grund, gleich den Ton via HDMI zu übertragen – dazu wählt man in den Systemeinstellungen unter Klang das nach Einstöpseln des HDMI-Kabels auftauchende zweite Gerät aus.

Mit etwas Tricks kriegt man es also auch unter Linux hin, das neue Angebot von Amazon zu nutzen.

Warten wir ab, ob die Bastlerfraktion die Amazon-App auch außerhalb von Google-TV lauffähig machen kann, oder ob Amazon tatsächlich eine eigene App entwickelt. Da die Kindle Fire auch Androiden sind kann das eigentlich gar nicht so schwierig sein.

Ach ja, falls Ihr mich vermisst: Ich gucke nur schnell Breaking Bad, Supernatural Staffel 7, Sherlock Staffel 2,  Smallville,  Andromeda….

Kategorien: Allgemein

0 0 votes
Article Rating
4 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
dura
10 Jahre zuvor

[…]an WINE gearbeitet. Das ist die Abkürzung für WINdows Emulator.

Komm, das ist doch ein Troll-Versuch oder?
WINE steht natürlich für »Wine Is Not an Emulator«.
Ansonsten netter Text, aber ich werde mir so einen scheiß wie Silverlight nicht antun, sorry 😉

10 Jahre zuvor

Vielen Dank !!!!!

[…] einiger Zeit hab ich schon beschrieben, dass ich die Zusammenlegung von Amazon Prime mit dem Streamingdienst von Lovefilm gar nicht uncool finde. Also fand. Im Moment sind fünf Monate Amazon Prime Video […]